BRUNO-KREISKY-PREIS FÜR DAS POLITISCHE BUCH 2006 (Anerkennungspreis) Der Nationalsozialismus ist in Deutschland und Österreich Teil jeder Familiengeschichte. Die Zeithistorikerin Margit Reiter untersucht nun erstmals, wie der Nationalsozialismus in osterreichischen Nachkriegsfamilien erinnert und an die nachfolgende Generation weiter gegeben wurde. Sie stellt fest: In den Familien wurde keineswegs nur geschwiegen. Was aber wurde erzahlt, wie wurde daruber gesprochen - und was wurde ausgeblendet und tabuisiert? Das Familiengedachtnis und der offentliche NS-Diskurs haben die Vorstellungswelt der zweiten Generation nachhaltig gepragt. Was wissen die Nachkommen eigentlich uber ihre Vater und Mutter im Nationalsozialismus, wie gehen sie heute mit deren (potenzieller) Taterschaft um? Die Autorin hat 'Kinder der Tater' interviewt und die vielfaltigen Formen des Umgangs mit dem familiaren NS-Erbe - von kritischer Distanzierung uber Verstandnis bis hin zu reflexartiger Verteidigung - aufgezeigt und analysiert. Gerade die Tatsache, dass diese 'Generation danach' den allgemeinen Diskurs uber die NS-Vergangenheit seit Jahren maßgeblich mitbestimmt, unterstreicht die gesellschaftspolitische Relevanz dieses Buches.