Bachelorarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Politik - Internationale Politik - Region: Russland, Lander der ehemal. Sowjetunion, Note: 1,3, Universitat Bielefeld (Fakultat fur Soziologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Spatestens seit dem EU-Beitritt Estlands, Lettlands und Litauens im Jahr 2004 sind die baltischen Staaten endgultig im Kreis der Demokratien Europas angekommen. Somit konnten die drei ehemaligen Sowjetrepubliken das 'Dilemma der Gleichzeitigkeit' (vgl. Offe 1991) auflosen und in kurzer Zeit die Transformation zu weitestgehend konsolidierten, marktwirtschaftlich ausgerichteten Nationalstaaten bewaltigen. Andererseits machen Autoren wie Reetz, Pickel/Jacobs oder Duvold/Jurkynas auf Entwicklungen und Faktoren aufmerksam, welche auf gefahrdete bzw. noch nicht abgeschlossene Konsolidierungsaspekte hinweisen. Zu erwahnen sind unter Anderem die anhaltende Korruption oder ein hohes Misstrauen der Burger gegenuber den gewahlten Amtsinhabern. Trotz dieser berechtigten Hinweise ware es politikwissenschaftlich wohl kaum anschlussfahig, den demokratischen Status der baltischen Staaten in Frage zu stellen. Angesichts dieses scheinbar widerspruchlichen Zustands bietet es sich an, einer zentralen begrifflichen Unterscheidung zu folgen: der Unterscheidung der Adjektive 'demokratisch' und 'konsolidiert'. Basierend auf dieser Unterscheidung ist es das Anliegen dieser Arbeit, zu untersuchen, welche Teilbereiche der politischen Gesamtsysteme der baltischen Staaten als konsolidiert betrachtet werden konnen, auf welchen Ebenen noch Nachholbedarf besteht und welche Aspekte den Konsolidierungsprozess potenziell sogar gefahrden konnten. Es gilt, eine Analyse des Status Quo der bisherigen Konsolidierung durchzufuhren und daraus abzuleiten, welche Entwicklungen die weitere Konsolidierung gefahrden konnten. Als theoretischer Rahmen wird dazu ein Modell der neueren Transformationsforschung genutzt: das Mehrebenenmodell demokratischer Konsolidierung nach Wolfgang Merkel (vgl. Merkel 1996). Die erste zentrale These dieser Arbeit lautet, dass die demokratische Konsolidierung der baltischen Staaten auf der ersten und der dritten Ebenen als weitgehend abgeschlossen betrachtet werden kann. Allerdings, so die zweite Kernthese, stellen ein noch instabiles Parteiensystem und ein unterentwickeltes Verbandswesen sowie ein nicht zu unterschatzender Mangel an diffuser Unterstutzung in der Bevolkerung gegenuber zentralen politischen Institutionen die noch nicht konsolidierten Teilbereiche dar. Hierin liegt, neben der weiterhin bestehenden Korruption in den noch jungen Demokratien am Baltikum, wahrscheinlich das großte Gefahrdungspotenzial fur eine vollstandige demokratische Konsolidierung.