Karl Liebknecht, 1871 als zweiter Sohn von Wilhelm Liebknecht, dem Mitbegrunder der Sozialdemokratie, geboren, ging erst nach langem Zogern in die Politik. »Ich kenne kein Ratsel als mich selbst«, vertraute er 1906 seiner jungen Geliebten Sophie Ryss an. Beide heirateten nach dem plotzlichen Tod seiner ersten Frau Julia, die drei Kinder zur Welt gebracht hatte. Ihre kurze Ehe war uberschattet von Liebknechts rastlosem Engagement als Rechtsanwalt und Abgeordneter. Der revolutionare Sozialist ließ sich mit Landes- und Hochverratsprozessen nicht zum Schweigen bringen. »Die Bande haßt mich in den Tod« - diese Worte schrieb er kurz nach dem Hochverratsprozess, in dem er 1907 zu Festungshaft verurteilt worden war. Sie lesen sich heute wie Vorzeichen der Ermordung Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs durch Soldateska im Januar 1919. Annelies Laschitza lasst Karl und Sophie Liebknecht erstmals fur ein großes Publikum lebendig werden. Die Interpretation seiner Schriften und die Portrats seiner Eltern, Kinder und Geschwister, Mitstreiter und Widersacher in Partei und Parlament, Justiz und Militar werfen ein neues Licht auf Schlusselereignisse von der Grundung bis zum Zusammenbruch des Wilhelminischen Reichs.