Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediavistik, Note: 1,0, Heinrich-Heine-Universitat Dusseldorf (Germanistisches Seminar), Veranstaltung: Thematisches Proseminar 'Melusine', 16 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Hinter der Schlangenfrau Melus ine verbirgt sich eine schone und furchterregende Gestalt, welche in vielen Volkssagen ausschließlich Aspekte des Sinnlich-Betorenden tragt. Doch die Melusine aus der geheimnisvollen Welt der Meerestiefen verkorpert in der Erzahlung Thuring von Ringoltinge ns weitaus mehr als nur eine Loreley, eine Verfuhrerin. 'Ihr Wesen steht fur ein echtes, die ganze Personalitat umfassendes Liebesgluck - deshalb ist [ihre] Verbindung [mit Reymund] [...] auch, was in diesem Motivkreis keineswegs die Regel, vielmehr die Ausnahme ist, die Form der Ehe.'1 Melusine ist eine selbstbewusste, charakterstarke Frau, die in allen Bereichen ihres Lebens Erfolg hat. Reymunds Liebe bedeutet ihr viel, die starke Zuneigung beruht auf beiden Seiten. Und doch kann ihre Ehe den aufkommenden Sturmen des Lebens nicht standhalten. Der Kern der Melusinensage enthalt ein uraltes, in vielen Kulturen anzutreffendes Motiv: es ist die Verbindung eines sterblichen Menschen mit einem uberirdischen Wesen. Diese Verbindung ist in jeder Sage an ein Tabu geknupft, welches den Menschen in seiner Unvollkommenheit von den unsterblichen, allwissenden Gotterwesen deutlich abgrenzt. Wird dieses Tabu verletzt, folgt eine Trennung. In dieser Hausarbeit wollen wir in erster Linie die kultur- und vorstellungsgeschichtlichen Hintergrunde dieser Sage naher beleuchten, dabei werfen wir auch einen Blick auf die okonomisch-politische Situation der Zeit. Die Frage, wodurch es zur Verschiebung des Motivkreises in der Darstellungsform der mer faye kommen konnte, weg von der sinnlich-betorenden Geliebten, hin zu einer humanen, christlichen Ehefrau, ist von zentraler Bedeutung. Gleichzeitig mochten wir auch die Frage klaren, warum die Melusine des Thuring von Ringoltingens den christlich-mittelalterlichen Verstandnishorizont sprengt und ein religioses Problem evoziert. Um das Bild zu vervollstandigen, wollen wir das Magieverstandnis und den Standpunkt der Theologen im Mittelalter sowie in der fruhen Neuzeit bezuglich der Damonologie der Schlangenfrau skizzieren. Eine Exkursion in die Geschichte der Magie und Astrologie macht die Zusammenhange in diesem Konflikt deutlicher.