Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Geschichte - Weltgeschichte - Fruhgeschichte, Antike, Note: 1,0, Humboldt-Universitat zu Berlin (Institut fur Geschichtswissenschaften), Veranstaltung: Politische Prozesse im klassischen Athen, 16 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Miltiades, der Sieger von Marathon, ist sicherlich eine der umstrittensten Personen in Herodots Darstellung der Perserkriege. Er, der die Griechen erfolgreich in die Schlacht gegen die Perser in die Ebene von Marathon fuhrte, ist wie kaum eine andere fur die griechische Antike wichtige Person in Herodots Werk unscharf: Sein Lebenslauf ist luckenhaft, verschiedenste Episoden in seinem Leben sind umstritten und sein Verhaltnis zur Polis Athen nahrte die Diskussion uber den Zustand der Demokratie im nachkleisthenischen Athen. Ähnliches gilt fur das athenische Rechtssystem mit dem Miltiades gleich zweimal in Konflikt geriet: In der Forschung gibt es verschiedene, teilweise widerspruchliche Positionen zur athenischen Rechtsordnung dieser Zeit, da die magere Quellenlage einen vergleichsweise spekulativen Umgang mit dieser Thematik erfordert: Es konnen nur dokumentierte Falle beispielhaft herangezogen und analysiert werden um dann von diesen zu abstrahieren. Den Interpretationsspielraum, der sich bei der Analyse der bekannten Falle auftut, gilt es soweit wie moglich zu begrenzen. Ich werde versuchen ein Puzzlestuck dazu beizutragen indem ich die beiden Prozesse gegen Miltiades untersuchen und auf ihren Informationsgehalt bezuglich der pra-ephialtes'schen Prozeduren bei eisangeliá abklopfe. Hierfur werde ich im ersten Abschnitt dieser Arbeit auf den allgemeinen Kenntnisstand zur Eisangelie in Athen vor Ephialtes eingehen indem ich die Positionen Thiems, Hansens und Rhodes' darstelle, bevor ich dann versuchen werde, die komplizierten biographischen Zusammenhange in Miltiades' Leben mit Hilfe der Werke von Obst, Kinzl und Berve nachzuzeichnen, um im letzten Abschnitt schließlich aus der Quellenlage zu den Prozessen gegen Miltiades unterstutzende und abweichende Tendenzen herauszufiltern. Verfolgt man die Darstellung bei Aristoteles, scheint es so gewesen zu sein, dass der Areopag vor den Reformen Ephialtes' alle Falle von eisangeliá allein verhandelte und in diesen Prozessen urteilte. Andere Quellen deuten jedoch darauf hin, dass die Kompetenzen des Areopags wahrscheinlich schon fruher beschnitten wurden, weshalb sich die Frage stellt, ob an den Prozessen gegen Themistokles, Kimon und eben auch Miltiades das Volk nicht bereits in irgendeiner Weise beteiligt war. Hier deutet sich eine Parallele zur Übertragung der Befugnis zur Durchfuhrung des Ostrakismos auf die ekklêsía 488/487 v. Chr. an.