Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Politik - Internationale Politik - Thema: Europaische Union, Note: 1.0, Padagogische Hochschule Weingarten (Institut fur politisch-gesellschaftliche Bildung), Sprache: Deutsch, Abstract: Das Osmanische Reich kampfte im Ersten Weltkrieg an der Seite Deutschlands und musste am 30. Oktober 1918 kapitulieren. Die Siegermachte sahen fur die Turken nur noch ein 'staatliches Rumpfgebilde ohne eigene Souveranitat' vor. General Mustafa Kemal sollte nun im Auftrag des Sultans in Anatolien die Auflagen der Sieger erfullen. Kemal widersetzte sich allerdings diesem Auftrag und stellte sich an die Spitze einer nationalen Bewegung, die sich gegen die weitgehenden Forderungen des Friedensvertrages von Sèvres (1920) stellte. Nach Auflosung des Parlaments in Istanbul durch die Briten wurde Kemal Prasident der neugegrundeten 'Großen Turkischen Nationalversammlung' in Ankara. Durch anhaltenden militarischen Widerstand turkischer Truppen mussten die Siegermachte zudem mit dem Frieden von Lausanne im Juli 1923 einen Kompromiss eingehen, bei dem der Turkei Territorien und uneingeschrankte Souveranitat zugesichert wurde. Am 29. Oktober 1923 wurde schließlich die Republik ausgerufen. Mustafa Kemal, der spater von der Nationalversammlung mit dem Beinamen 'Ataturk', Vater der Turken, ausgezeichnet wurde, bestimmte in den Folgejahren die Politik des Landes. Fur Kemal war 'Modernisierung gleichbedeutend mit Europaisierung ohne Wenn und Aber'. Er stellte sogleich die Weichen fur einen laizistischen Staat, indem er das Kalifat und den Islam als Staatsreligion abschaffte. Zahlreiche Reformen folgten: Es wurden eine europaische Gesetzgebung, das aktive und passive Wahlrecht fur Frauen, der Gregorianische Kalender und das lateinische Alphabet eingefuhrt. Ataturk pragte wie kein anderer die Entwicklung der Turkei hin zu Europa. Sein Name ist noch heute in der turkischen Öffentlichkeit allgegenwartig. Selbst in der Turkischen Verfassung, die ohne ihn heute auch nicht in dieser modernen Form denkbar ware, wird seine Leitbildfunktion hochgehalten: ' Die Republik Turkei' , heißt es dort in Artikel 2, 'ist ein demokratischer, sakularer, sozialer Rechtsstaat, der sich an friedlichem Zusammenleben, nationaler Solidaritat und Gerechtigkeit orientiert, Menschenrechte achtet und sich dem Nationalismus Ataturks verpflichtet fuhlt'