Nach dem Mauerfall wurde in den West-Parteien angenommen, in den neuen Bundeslandern gabe es schnell dieselben politischen Schlachten zu schlagen. Dass den Menschen dort andere Themen wichtig sein konnten, wurde ausgeblendet. Damit war eine Entfremdung vorprogrammiert. Der Ossi wurde geboren, jene Menschen, die die Erfahrung einer harten Transformation verbindet. Doch die damals 15- bis 25-Jahrigen haben sich durchgeschlagen und stellen heute selbstbewusst Forderungen. Sie wollen mitreden, von der Besetzung von Chefposten an Universitaten bis zu den politischen Entscheidungen. Deshalb werden im Superwahljahr 2021 jene Parteien reussieren, die die Menschen im Osten und ihre Transformationserfahrungen ernst nehmen.
Cerstin Gammelin entwickelt sieben Thesen, die den Einfluss der ostdeutschen Wahler auf das gesamtdeutsche politische Gefuge belegen. Nach 1998 und 2002 werden auch dieses Mal die Wahlen im Osten entschieden.