Studienarbeit aus dem Jahr 1995 im Fachbereich Philosophie - Philosophie der Antike, Note: 2, Ruprecht-Karls-Universitat Heidelberg (Philosophisches Seminar), 7 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Der gangigen Lehrmeinung zufolge ist die Schrift 'Über die Seele' ein Spatwerk des Aristoteles. Da zudem seine Aufzeichnungen fur Vorlesungen an der Akademie vorgesehen waren, so ist damit zu rechnen, daß der Autor Gedanken aus anderen, fruheren Werken immer wieder voraussetzen wird, auch ohne explizit auf diese hinzuweisen. Es scheint mir daher unerlaßlich, der Untersuchung uber die allgemeine Definition der Wahrnehmung den Grundgedanken der aristotelischen Philosophie vorauszuschicken. Stark vereinfacht laßt sich die Philosophie des Aristoteles in der Formel'Sein ist werden' bzw. 'Sein istBewegung' zusammenfassen. Damit ist gemeint, daß alle naturlichen Dinge nach der Verwirklichung (energeia) ihres Wesens (ousia) streben. Dabei ist das Wesen der Dinge in der Materie zunachst nur der Moglichkeit (dynamis) nach angelegt; im Laufe der Entwicklung manifestiert sich das Wesen allmahlich in der Form (eidos), die zugleich das Ziel (telos) der Entwicklung ist. An allem Seiendem (Werdenden) lassen sich also drei Strukturmomente finden, namlich Beraubung, Materie und Form. Werden heißt bei Aristoteles also immer etwas werden, namlich eine Veranderung (Umschlag) bezuglich Qualitat, Quantitat, Ort und Substanz. Ein Umschlag der Substanz vom potentiell zum wirklich Seienden meint das Werden im engeren Sinne. Alles Seiende (Werdende, Bewegte) wird bewegt von etwas, das immer etwas anderes ist als das Bewegte und dieses kann außerhalb oder innerhalb des Bewegten liegen. So tragt das Naturliche den Ursprung seiner Bewegung in sich selbst; wie die Ruder das Schiff, so bewegt die Seele den Korper. Anders verhalt es sich bei kunstlichen Dingen: der Handwerker wirkt als außere Ursache auf den Stoff ein, um ihm zu einem bestimmten Zweck eine bestimmte Form zu verleihen.