Ludwig Wittgenstein, Philosoph von Weltrang und Eigenbrotler zugleich, nahezu ausnahmslos unglucklich, neurotisch und seit seiner Kindheit ein Außenseiter, weiß, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Zunehmend auf Hilfe angewiesen, verbringt er die letzten Monate seines Lebens im Haus seines Arztes Dr. Edward Bevan in Cambridge. Hier ist er entgegen seinen Befurchtungen ungemein produktiv und verfasst mehr als die Halfte seiner Überlegungen 'Über Gewissheit'. In Gesprachen mit Mrs. Bevan, der Frau des Arztes, und vor allem mit Raymond, einem 17-jahrigen Jungen aus der Nachbarschaft, der in den letzten Tagen zu Wittgensteins Begleiter wird und den Philosophen immer wieder herausfordert, lasst Wittgenstein die Vergangenheit Revue passieren. Dabei geht es um seine Jugend in Wien, die Jahre als Student in Cambridge und spater als Dorfschullehrer, die Muhen als Architekt fur das Haus seiner Schwester, die Zeit als Professor und seine homosexuellen Beziehungen. Markus Seidel ist ein melancholisches Meisterwerk gelungen, das ohne Pomp auskommt und Wittgenstein, weit mehr als jede Biografie, als Menschen zeichnet.
Markus Seidel, Jahrgang 1969, hat mehrere Bucher veroffentlicht (u.a. Freischwimmer/Droemer, Umwege erhohen die Ortskenntnis/Auau Verlag) und erhielt 2000 das Alfred-Doblin-Stipendium. Er schrieb u.a. fur FAZ, ZEIT, Berliner Zeitung, Frankfurter Rundschau und beschaftigt sich seit seinem Philosophie-Studium in Hannover, Wien und Berlin mit Ludwig Wittgenstein. Markus Seidel lebt mit seiner Familie in Hamburg als freier Autor.