Mit dem Bau der Berliner Mauer im Jahre 1961 wurde die deutsche Zweistaatlichkeit im wahrsten Sinne des Wortes zementiert. Wie fur alle Bereiche der Gesellschaft, wurde in der Folge in der DDR auch von den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften eine klare Abgrenzung von der "burgerlichen Ideologie und Wissenschaft", besonders der Forschung in der Bundesrepublik gefordert. Auf der anderen Seite strebte die DDR nach der internationalen Anerkennung als souveraner Staat. Fur diesen Zweck wurden einerseits der Spitzensport, andererseits die Vermittlung der deutschen Sprache im Ausland (die als Teil der Auslandspropaganda verstanden wurde) besonders instrumentalisiert. Einen besonderen Schwerpunkt spielten im letztgenannten Bereich die nordischen Lander, insbesondere Finnland. Die Konkurrenz der beiden deutschen Staaten auf dem Gebiet der auswartigen Kultur- und Wissenschaftspolitik, bei der Entsendung von DeutschlektorInnen an die Universitaten und Kulturzentren, der regelmaßigen Organisation von gemeinsamen Konferenzen auf den Gebieten der Geschichtswissenschaft, der germanistischen Linguistik, der Sprachmittlung und Landeskunde wahrte bis zum Ende der deutschen Zweistaatlichkeit. Sowohl die Bundesrepublik als auch die DDR rangen eifersuchtig um die Gunst der germanistischen FachkollegInnen in Finnland, um die Prasenz des eigenen Landes in der Wissenschaftslandschaft zu erhohen. Wahrend die Bemuhungen der DDR um die Entwicklung ihrer Auslandspropaganda, inklusive jener in den nordischen Landern, in mehreren Dissertationen, Monographien und Sammelbanden unter Einbeziehung von Archivmaterialien bereits recht gut untersucht wurden, wird eine genauere Beschreibung der Formen der Zusammenarbeit auf dem Gebiet der germanistischen Sprachwissenschaft zwischen Finnland und den beiden deutschen Staaten erstmals in diesem Band vorgenommen.