Wenn man das uber Hatip Dicle schreibt, dann ist es gewiss keine Übertreibung. Er ist einer der prominentesten kurdischen Politiker der Turkei und kampft seit seiner Jugend unermudlich fur die Selbstbestimmung der kurdischen Bevolkerung und gegen die diskriminierende Unterdruckung, die der turkische Staat seit uber 100 Jahren gegen die Kurd*innen ausubt. Über funfzehn Jahre verbrachte Dicle deswegen im Gefangnis. Aber auch diese Haftstrafen hielten ihn nicht davon ab, sich fur die demokratische Selbstorganisation der kurdischen Bevolkerung einzusetzen und seinen Überzeugungen treu zu bleiben. Mit der Verschlechterung des politischen Klimas in der Turkei musste er 2016 schlussendlich sogar seine Heimat verlassen und ins Exil gehen. Seitdem setzt er seinen Kampf von Deutschland aus fort. Dicle und seine Mitstreiter*innen haben bei allen Repressalien, Anfeindungen, Diffamierungen und nicht zuletzt auch tatlichen Angriffen nie den Glauben an eine friedliche und diplomatische Auseinandersetzung verloren und bringen sich auch weiterhin demokratisch ein.
Hatip Dicle wurde 1954 in Amed (Diyarbakýr) geboren. Schon wahrend des Studiums engagierte er sich politisch und lernte den turkischen Staat so schnell von seiner repressiven Seite kennen. Als Abgeordneter der Arbeitspartei des Volkes zog Dicle 1991 zum ersten Mal ins Parlament ein, wurde jedoch bereits drei Jahre spater mittels fadenscheiniger Anklagepunkte verhaftet und zu funfzehn Jahren Gefangnis verurteilt. Nach seiner vorzeitigen Freilassung im Jahr 2004 setzte Hatip Dicle seinen Kampf fur die Rechte der kurdischen Bevolkerung fort, was ihm 2009 eine weitere Haftstrafe von funf Jahren einbrachte. Doch auch diese erneute Inhaftierung brachte ihn nicht von seinem Ziel ab. Nach der Verschlechterung des politischen Klimas in der Turkei und dem 'kontrollierten Putschversuch' von 2016 gab es begrundete Sorge, dass Hatip Dicle und andere fuhrende kurdische Politiker erneut verhaftet wurden, weshalb er schließlich ins Exil ging. Seitdem setzt er seinen Kampf von Deutschland aus fort.