Er weiß nicht mehr, was er erlebt hat, was er in diesem Zug macht. Der Vollmond steht tief uber dem Horizont, eine graue Scheibe. Er sieht die Krater, die sandigen Meere. Er erinnert sich nicht mehr, wer er ist. Der Mond, er ruft ihm etwas ins Gedachtnis. Die Wolken. Den Wind. Er erinnert sich nicht. Er erinnert sich nicht an die Geschichte.
Ein junger Mann wird in einem unterirdischen Raum irgendwo in Ostafrika vernommen. Noch vor Kurzem sollte er Kampfpilot in der ugandischen Luftwaffe werden. Er studierte an der entsprechenden Akademie in Athen, er marschierte in einer weißen Uniform, er entfernte sich von einer Kindheit voller Gewalt und war auf dem Weg in eine Zukunft in den Wolken. Doch dann, wenige Monate vor seinem Examen, kommt es in Uganda zum Staatsstreich. Idi Amin ergreift die Macht. Sein Regime wird zu einem der blutigsten des afrikanischen Kontinents werden. Und genau in diesem Moment trifft der junge Mann eine folgenschwere Entscheidung: Er wird nicht zuruckkehren ins morderische Uganda, obwohl es ihm befohlen wird. Seine Sehnsucht zu fliegen fuhrt ihn spater dennoch nach Afrika zuruck und damit geradewegs auf eine Wanderung durch die Holle. Er wird zu einem Vertriebenen, einem Fluchtling, dessen Leben auch in Schweden, wohin es ihn zum Schluß verschlagt, durch Einsamkeit und Heimatlosigkeit gezeichnet ist.
Johannes Anyuru hat einen fesselnden, beruhrenden Roman uber seinen Vater geschrieben und daruber, wie ein Mensch von den Sturmen der Geschichte erfasst und gezwungen werden kann, alles zu riskieren, um dem Tod zu entfliehen. Es ist ein Buch uber personlichen Mut, das zeigt, wie eine einzige Entscheidung ein ganzes Leben verandern kann. Es erzahlt von der Tragik eines Menschenlebens, das exemplarisch fur das Leben so vieler Getriebener und Vertriebener im 20. Jahrhundert steht.