Dass Thomas Mann im Januar 1926 als Kulturbotschafter nach Paris reiste, sahen nicht alle gern. Der Expressionist Hanns Johst veroffentlichte am 10. April 1926 in den Munchner Neuesten Nachrichten einen angriffslustigen Artikel und verhohnte darin Manns Auftritt als »Blamage«. Dies konnte nicht unkommentiert bleiben, so dass Mann umgehend eine Erwiderung verfasste, die, versehen mit einem vermittelnden Nachwort der Redaktion, zwei Tage spater erschien. Auch die Nurnberger Zeitung brachte den Text am 16. April und ergriff ebenfalls Partei fur Mann. Dabei war dessen Verhaltnis zu Johst ursprunglich sogar sehr gut gewesen. Erst als Mann sich erstmals offentlich zur Republik bekannt hatte, war Johst von ihm abgeruckt und sah sich in der Folge nicht nur zu einem feindseligen offenen Brief (Munchen-Augsburger Abendzeitung, 28. November 1922) veranlasst, sondern sogar dazu, Heinrich Himmler eine Inhaftierung Manns in Dachau zu empfehlen. Die Scharfe der Auseinandersetzung erklart sich auch aus der allgemeinen Stimmung in Munchen: Seit dort zunehmend rechte Krafte das offentliche Wort dominierten, war in intellektuellen Kreisen immer wieder von einem »Niedergang« der Stadt die Rede, den es mit allen Mitteln zu verhindern gelte.