Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Philipps-Universitat Marburg, 19 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die psychiatrische Wissenschaft der ersten Halfte des 19. Jahrhunderts bewegte sich von dem Interesse an psychogenetischen Hintergrunden des Leidens weg in Richtung der genauen Beschreibung von Symptomcharakter und -struktur von Geisteskrankheiten. [Vgl.: G. Reuchlein: Burgerliche Gesellschaft, Psychiatrie und Literatur. S. 350.] Keine außeren Ereignisse standen mehr im Vordergrund, sondern die Erkrankung und der Erkrankte selbst. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Verarbeitung psychiatrischer Schicksale in der zeitgenossischen Literatur. Georg Buchner beispielsweise beschrieb in seinem an psychiatrische Diagnosen grenzenden Roman 'Lenz' Symptome, Krankheitsauspragungen und Behandlungsmethoden der religiosen Melancholie. [Vgl.: C. Seling-Dietz: Buchners Lenz als Rekonstruktion eines Falls 'religioser Melancholie'.] Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht jedoch Annette von Droste- Hulshoffs 1842 erstmalig erschienene Novelle 'Die Judenbuche'. Der Blick wird dabei auf den Morder und Selbstmorder Friedrich Mergel gerichtet sein. Hierbei soll untersucht werden, ob er an einer aus damaliger Sicht psychiatrischen Krankheit leidet und ob ein konkretes wissenschaftliches Psychiatrie-Modell des fruhen 19. Jahrhunderts Grundlage fur Annette von Droste-Hulshoffs Schilderung ist. Um zu einem Ergebnis zu kommen, muss daher als erster Schritt gepruft werden, inwieweit psychische und psychiatrische Phanomene zur damaligen Zeit erforscht und der interessierten Öffentlichkeit bereitgestellt wurden. Des Weiteren ist interessant, ob Annette von Droste-Hulshoff (1797-1848) selbst sich mit solchen Thematiken auseinander gesetzt hat und Erkenntnisse in 'Die Judenbuche' mit einfließen lassen hat. Anschließend mussen die Teilergebnisse mit Textstellen der Erzahlung verglichen werden, so dass schließlich beurteilt werden kann, ob Friedrich Mergel aus zeitgenossischer Sicht in einer psychiatrischen Heilanstalt besser aufgehoben gewesen ware oder nicht.
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