Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Soziologie - Konsum und Werbung, Note: 1,0, Universitat Potsdam (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftl. Institut), Veranstaltung: Konsum und Theorie (Proseminar), 30 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Einkaufszentren sind sakrale Orte, weil sie als in Stein gehauene Tempel eine 'heilige Ordnung' reprasentieren, der sich nicht entziehen darf, wer zu dieser Ordnung dazugehoren will. Sie erfullen Funktionen, die noch vor etwa 150 Jahren vornehmlich den Kirchen und staatlichen Institutionen zugeschrieben wurden. Waren es in archaischer Zeit die Heiligtumer und noch im Mittelalter die Kloster, um die herum sich stadtisches Leben zu entwickeln begann, so sind es heute die Shopping Center, Einkaufs-Passagen und Malls mit ihrer Gigantomanie des konzentrierten Einzelhandels, die v.a. in Nordamerika so genannte Suburbs erklaren. Diese Center waren indes nirgends und niemals als reine Verkaufsmaschinen angelegt worden, sondern ubernahmen als offentliche Raume immer auch soziale Funktionen. Mittlerweile stellen sie ein nicht mehr wegzudenkendes Element der postmodernen Konsumkultur dar, einen Gegenpool quasi zur Unsicherheit des taglichen Lebens, einen Ort zur Selbstverwirklichung und eine freizeitliche Gegenwelt zum 'tristen' Alltag. Sie sind in dem Maße zu Heiligtumern geworden, in dem das Einkaufen, das Shopping, zum Erlebnis wurde. Sie sind die 'Kathedralen des Konsums', die 'Konsumtempel', die 'pleasure domes', und ihre religios gefarbte Titulatur ist nicht ubertrieben, denn sie stellen Orte 'eines Glaubensbekenntnisses' dar, 'in dem die Innerlichkeit sakularisiert und in den Bann des glitzernden Tauschwerts gerissen wurde' (Strohmeyer). Im Folgenden soll sich diesem Phanomen gewidmet und untersucht werden, was genau Einkaufszentrum zu sakralen Orten macht. Dabei sind verschiedene Blickwinkel zu berucksichtigen, deren erster eine allgemeine Definition des sakralen Ortes darstellt, der nur in Abgrenzung zum Pro-fanum zu einem solchen werden kann (Durkheim) und uber moderne Mythen und Rituale Rechtfertigung erfahrt. Über eine kurze Betrachtung der Warenhauser des 19. und 20. Jahrhunderts sollen Muster einer v.a. architektonischen 'Sakralisierung des Konsums' herausgestellt werden, bevor sich eine Charakterisierung des modernen 'Konsumtempels' anschließt. Des besseren Verstandnisses muss zudem eine Einschatzung des postmodernen Konsums erfolgen und die Klarung der Frage, inwiefern dieser religiose Zuge gewonnen hat bzw. schon immer besaß. Abschließend wird ein (freilich sehr extremes) Beispiel des 'perfekten sakralen Ortes' gegeben: Heritage Village in den USA.