Magisterarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Westfalische Wilhelms-Universitat Munster (Germanistisches Institut - Abteilung Neuere deutsche Literatur), 58 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Grund- oder Ausgangsfrage, auf der diese Arbeit aufbaut, lautet: In welcher Relation und auf welche Weise wird Gluck oder Ungluck in den Kinder- und Hausmarchen ausgedruckt und vom Rezipienten wahrgenommen? Auf der Basis dieser Kernfrage lassen sich sechs Thesen fur die Untersuchung formulieren, die es zu belegen oder widerlegen gilt: These 1: Die Kinder- und Hausmarchen besitzen uberwiegend gute Ausgange und weisen bezuglich dieser eindeutig bevorzugte Themen auf. These 2: Es existiert eine Symbiose und Wechselwirkung von Gluck und Ungluck: sie bedingen sich gegenseitig. These 3: Es gibt konkrete Motive und Symbole, die den Handlungsablauf, auch im Hinblick auf ein gutes oder schlechtes Ende, einer Geschichte beeinflussen oder bestimmen. These 4: Die Grimmschen Volksmarchen leben von der Kontrastierung, vergleichbar mit der Antithetik in der Lyrik des Barock. In der Dialektik von Gut und Bose, Tugend und Laster oder auch Diesseits und Jenseits besteht die Spannung der Erzahlungen. Durch diese Gegensatzlichkeiten werden eine Moral und Werte vermittelt, die zugleich eine Glucksphilosophie bilden. These 5: Die Glucks- und Wertevermittlung stimmt mit den burgerlichen Idealen der Entstehungszeit der Sammlung uberein. These 6: Die Glucks- und Wertevermittlung stimmt mit dem heutigen Verstandnis von dem, was im Leben (un-)wichtig ist und (un-)glucklich macht, uberein. Dies erklart zugleich, warum der Bekanntheitsgrad der Marchen nach fast 200 Jahren immer noch erhalten geblieben ist. Eine typologische Einteilung von Marchen kann unter Berucksichtigung unterschiedlichster Kriterien (z. B. formal, stofflich, thematisch, funktional oder nach Herkunft) zustande kommen, so dass bis heute keine allgemeingultige Einteilung existiert. Fur diese Untersuchung wird primar zwischen drei bekannten Gattungshaupttypen differenziert: dem klassischen Zaubermarchen, oft auch als 'eigentliches' Marchen bezeichnet, dem Schwank und dem Schwankmarchen. Innerhalb der Analyse wird immer auch hinsichtlich dieser drei Typen ein moglicher Unterschied in ihrer Darstellung von Gluck und Ungluck berucksichtigt.