Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 17. und 18. Jahrhunderts, Note: gut +, Christian-Albrechts-Universitat Kiel (Philosophisches Seminar), Veranstaltung: Hegel - Phanomenologie des Geistes - Ein Lekturekurs fur Anfanger, Sprache: Deutsch, Abstract: Die 'Phanomenologie des Geistes' von Georg Wilhelm Friedrich Hegel ist, wie er in seiner Einleitung zu dem Werk schreibt, die 'Wissenschaft der Erfahrung des Bewusstseins'. Sie beschaftigt sich mit der Frage nach dem Erkennen und der Erkenntnisfahigkeit. In diesem Werk zeichnet Hegel die Entwicklung des Geistes von seiner einfachsten Form bloßer, naiver Wahrnehmung (der sinnlichen Gewissheit) bis zum Endpunkt aller Entwicklungsfahigkeit des Geistes, dem absoluten Wissen nach, oder vielmehr: Er lasst das Bewusstsein seine eigene Geschichte schreiben, ahnlich einer Autobiographie. Denn der Phanomenologe hat sich nur aufnehmend, quasi als historischer Protokollant, zu verhalten, wenn jede Bewusstseinsgestalt sich selbst uberfuhrt, indem sie durch Selbstuberprufung Einsicht in ihre Unzulanglichkeit und innere Widerspruchlichkeit bezuglich der Erkenntnisfahigkeit gewinnt, daran verzweifelt, sich selbst somit zwangslaufig destruiert und aus ihr eine neue Bewusstseinsgestalt entsteht, die einer hoheren Entwicklungsstufe angehort, als die zuvor zugrunde gegangene. Dabei beginnt jede Gestalt des Bewusstseins wieder auf dem naiven Niveau des Anspruchs auf totale Erkenntnisfahigkeit, fuhrt eine kritische Selbstuberprufung durch und endet in dem uber sich selbst aufgeklarten Status der Verzweiflung an sich selbst. Dieses Prinzip, das - ahnlich der sokratischen Methode, bei der ein Lehrer nur mithilfe von Fragen an seinen Schuler die Einsicht in einen bestimmten Sachverhalt aus diesem selbst hervorbringt - die Bewusstseinsgestalten zur Selbstthematisierung, zur Selbstuberprufung auffordert, wird deshalb notwendig, weil ein Eingreifen von außen wenig hilfreich ist bei der Überprufung einer Erkenntnistheorie; denn so wie die eine Theorie ihr Wissen mithilfe ihres eigenen Seins als Wahrheit behaupten kann, kann das auch jede andere. Hegel formuliert das so: '[...] ein trockenes Versichern gilt aber gerade soviel als ein anderes.' (S. 60, Z. 16f.) Deshalb lasst Hegel das Bewusstsein in seinen Gestalten selbst die eigene Entwicklungsgeschichte schreiben, die dadurch zwangslaufig wird, dass kein Eingriff von außen sondern eine ausschließlich innere Entwicklung in jeweils drei Schritten (naive Bewusstseinsgestalt mit bestimmtem Erkenntnisanspruch - Selbstuberprufung - Scheitern an sich selbst durch Aufklarung uber eigene Widerspruchlichkeit) stattfindet.