Henkersmahl oder das letzte Entrecôte

Henkersmahl

Im Alter von fast 80 Jahren pflegen der ehemalige Sternekoch Bernard und seine Frau Suzanne immer noch einen liebevollen Umgang miteinander. Er bewegt sich nur noch mit krummem Rucken am Stock. Jede Bewegung bereitet ihm Schmerzen. Aber das ist er gewohnt seit dem Schlaganfall vor vier Jahren, als er die Treppe hinuntersturzte und sich mehrere Knochen brach. Osteoporose. Seinen Parkinson hat Bernard ganz gut im Griff. Allerdings nimmt er ja auch morgens, mittags und abends eine Menge Medikamente. Suzanne ist da noch viel besser dran, eigentlich. Aber die Demenz hat sich in letzter Zeit schubartig verschlimmert. Wenigstens kann sie noch die gemeinsamen Mahlzeiten mit ihrem Mann genießen.

Bernard traut seinen Augen nicht. Im Kuhlregal seines bevorzugten Delikatessen- und Weinladens "Le Connaisseur du Vin" liegen zwei eingeschweißte Stucke Fleisch mit einem Totenkopfaufkleber "Poison"! Auf dem Etikett steht zweisprachig geschrieben "L'entrecôte dernier - Das letzte Entrecôte - 250 g - Conserver au froid - Gekuhlt aufbewahren!". Das bringt ihn auf eine Idee.

Flug FG 712

Dr. Simon Gartner sitzt auf dem Fensterplatz des Fluges FG 712 von Stockholm nach Munchen. Sein Ruckflug von der international besetzten Konferenz, auf der er als wissenschaftlicher Leiter der Sanorgis Pharma AG einen Vortrag gehalten hat, verlauft angenehm ruhig. Er schaut aus dem Fenster auf weite Walder und Wiesen. Was ware, wenn er jetzt den nachsten Flieger nach Bangkok nahme und sein bisheriges Leben einfach hinter sich liesse?

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