Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Romanistik - Franzosisch - Linguistik, Note: 1,3, Albert-Ludwigs-Universitat Freiburg (Romanisches Seminar), Veranstaltung: Hauptseminar: Stendhal, Sprache: Deutsch, Abstract: Napoléon und Stendhal - das sind zwei unumgangliche Personen, befasst man sich geschichts- und/ oder literaturwissenschaftlich mit dem europaischen 19. Jahrhundert; zwei Zeitgenossen also, die daruber hinaus in indirektem Kontakt standen; und schließlich zwei Personen, die auf unterschiedliche Weise voneinander abhingen: Einerseits war Napoléon derjenige, der Stendhal den Aufstieg vom sous-lieutenant zum kaiserlichen Beamten ermoglichte und ihm beim spateren literarischen Schaffen eine unerschopfliche Inspirationsquelle war. Andererseits war Stendhal fur den Nachruhm von Napoléon, eben wegen seines literarischen Gesamtwerks, mitverantwortlich. Viele Parallelen und Bezuge also, und dennoch scheint das Verhaltnis in der Forschung mit Widerspruchen beladen zu sein: 'Les sentiments éprouvés par Stendhal vis-à-vis Napoléon n'ont donc pas cessé de varier' , fasst Maurice Descotes zusammen. Und Marcel Heisler beschreibt die Konstellation als 'loin d'être rectiligne : elle apparaît pleine de contradictions, de retours en arrière, de phrases tantôt amoureuses tantôt méprisantes.' Ziel der vorliegenden Arbeit ist, einen Teilaspekt dieses Verhaltnisses voller Wi-derspruche zu analysieren - und es gegebenenfalls von dieser Unvereinbarkeit zu be-freien: den des Napoléon-Mythos im Werk Stendhals. Dabei wollen wir uns an folgender ubergeordneter Leitfrage orientieren: Wodurch lasst sich der Mythos Napoléons bei Stendhal charakterisieren? Inwiefern stellt er damit eine Besonderheit dar? Hier tritt aber das erste Problem auf: eine Besonderheit - wem oder was gegenuber? Die Frage lasst sich freilich nicht damit beantworten, indem wir einzelne, teils zusammenhanglos(e) Textstellen ganz ohne Bezug zueinander untersuchen. Vielmehr bedarf es eines Vergleichsparameters, der uns als Arbeitsgrundlage dient, an dem wir Thesen aufstellen und schließlich 'wasserfeste' Ergebnisse gewinnen konnen. Als Schablone hierfur kann uns das von Las Cases im Jahre 1823 veroffentlichte 'Mémorial de Sainte Hélène' dienen, und zwar aus mehreren, meta- wie intertextuellen, Grunden. Der Abgleich soll ermoglichen, den Spezifika von Stendhals Mythenkonzeption naher zu kommen.