Examensarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Anglistik - Literatur, Note: 2, Bayerische Julius-Maximilians-Universitat Wurzburg (Philosophische Fakultat II), Sprache: Deutsch, Abstract: Die 'Imagination' stellt einen zentralen Begriff in der Literatur- und Geistesgeschichte von den alten Griechen (Platon) bis in die Postmoderne dar. Auch in Shakespeares großen Tragodien, besonders aber in Macbeth, das allgemein als sein dusterstes und schaurigstes Drama bezeichnet wird, kommt der Imagination eine entscheidende Bedeutung zu, da sie hier in Form von Macbeths Einbildungskraft sowohl als Ausgangspunkt wie auch als Antriebskraft des gesamten Handlungsverlaufes fungiert. Das Werk stellt sich ebenso als Tragodie des Ehrgeizes und seiner Folgen dar wie als Charakterstudie eines uberaus komplex dargestellten Protagonisten, der sich im Verlauf des Stuckes von einem ehrbaren, tapferen und loyalen Vasallen des schottischen Konigs zu einem angstzerfressenen, blutrunstigen und skrupellosen Tyrannen wandelt, der sich von seiner ursprunglichen, eigentlich besseren Natur entfremdet und sich daraufhin ganz den Machten des Bosen uberantwortet. Auf der anderen Seite konnte man freilich argumentieren, das Drama entlarve im Laufe der Handlung erst die wahre, bosartige Natur Macbeths. Dem kann man sich allerdings nicht vorbehaltlos anschließen, da nicht davon auszugehen ist, daß er all die guten Eigenschaften, die er zu Beginn unbestritten besitzt, so ohne weiteres nur vorgespielt haben kann. Hier muß sicherlich mehr dahinter stecken. Die treibende Kraft in seinem inneren Konflikt liegt in seiner nicht unterdruckbaren Imagnation, die, zusammen mit ihren Auswirkungen auf Macbeth und die Handlung des Dramas, in dieser Arbeit vor allem erortert werden soll. Diese Arbeit wird nun zunachst den zeitgeschichtlichen Hintergrund der Tragodie und die elisabethanische Psychologie darlegen, anschließend ausfuhrlich Begriff und Bedeutung der Imagination Macbeths erlautern und danach auf essentielle Charaktereigenschaften sowie auf das Wesen und die Macht seiner Imagination eingehen. Danach soll die doppelte Zeitstruktur des Dramas aufgezeigt und Macbeths Einbildungskraft als Antizipation der Zukunft sowie als Ausdruck einer gestorten Psyche thematisiert werden. Abschließend wird noch zu analysieren sein, ob der Protagonist eher Opfer oder Tater ist, bzw. inwiefern man hier uberhaupt von einer rationalen Taterschaft im heutigen Sinne sprechen kann.