Man hat viel uber die Juden geschrieben, aber erst seit einem halben Jahrhundert hat man angefangen sie ohne Voreingenommenheit, ja mit Interesse zu betrachten. Bis dahin waren ihre grossartigen wechselvollen Schicksale im Alterthum und ihr langes Martyrerthum nach und wahrend ihrer Zerstreuung nur von Gelehrten und Geschichtsforschern in parteiischen, von Leidenschaft getrankten Werken gewurdigt worden, die der judischen Rasse oft mehr feindlich als sympathisch gesinnt waren.
Unter der Einwirkung der liberalen und humanitaren Ideen, welche jetzt die Welt beherrschen, werden die barbarischen Vorurtheile, welche die Juden ausnahmslos als Parias betrachteten, bald ganzlich verschwunden sein. Ueberall weichen diese Vorurtheile von den Fortschritten der Freiheit und Zivilisation zuruck; man findet sie nur noch und zwar sehr abgeschwacht, in einigen Provinzen des ostlichen Europas. Sonst geniessen die Juden uberall, wo Freiheit herrscht und besonders in den westlichen Staaten in Frieden alle Vorrechte des freien Mannes, gerade so wie sie dessen Rechte ausuben und dessen Pflichten erfullen. Sie hangen aufrichtig an dem Lande, in dem sie geboren wurden, ohne jedoch im geringsten die Lebensfahigkeit ihrer Rasse einzubussen, ohne ihre traditionellen Gefuhle zu verleugnen, ohne die Gemeinschaft mit den uber die ganze Erde zerstreuten Brudern aufzuheben. Sie lieben ihr Vaterland und dienen ihm treu.