Wie der »Holocaust-Erinnerungsweltmeister« im Kampf gegen Antisemitismus versagt
Nach den Terroranschlagen der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 trat in Deutschland an vielen Stellen Antisemitismus in Wort und Tat offen zutage. Das schockierte, und doch war es wenig uberraschend. Denn seit Jahren nehmen antisemitische Einstellungen zu, wahrend zugleich das Wissen uber die Zeit des Nationalsozialismus und den Holocaust abnimmt.
Wie konnte es so weit kommen? Deutschland, so der Historiker und Experte fur Erinnerungs-Kulturen Jacob Eder, hat es sich in seiner Rolle als »Holocaust-Erinnerungsweltmeister« viel zu bequem gemacht. Dabei wurde ignoriert, wie sich die Gesellschaft mit dem großeren individuellen biografischen Abstand zum Holocaust in den letzten Jahren demografisch und kulturell verandert hat. Zwar ist die Erinnerung an den Holocaust institutionell fest verankert. Aber Gedenktage allein helfen nicht gegen Geschichtsvergessenheit und Revisionismus.
Jacob Eders These: Nur wenn die deutsche Erinnerungspolitik sich von den starren Ritualen verabschiedet und anerkennt, dass Debatten uber Antisemitismus auch im internationalen Kontext gefuhrt werden mussen, kann das Land der Verpflichtung des »Nie wieder« gerecht werden und sein Verhaltnis zu Israel neu bestimmen.