In seinen Gedichten lasst Matthias Politycki vor allem die Bademeister und Toilettenfrauen zu Wort kommen, die Tankwarte und Kellnerinnen, die Mannerbeauftragten, Whiskeytrinker und all die anderen Wurstbudenbesitzer auf verlorenem Posten: ein Lyrikband als Photoalbum der kleinen Leute, aber ohne alle Pose, Ideologie und, vor allem, ohne jedes Pathos.
Polityckis Gedichte sind Rollengedichte und zugleich viel mehr: All die Kirschkuchenesser im Café, die Pin-ups an der Kneipenwand, die Bockwurstbrater in der Imbißbude und naturlich auch all die Verliebten, Verletzten und Vertraumten sind, oft konterkarierend, "in Form gebracht": Strenge Sonette stehen neben konkreter Poesie, freie Rhythmen neben romantischem Reimzauber, die Tonlagen variieren vom derben Gepolter bis zum liedhaft Hingehauchten.
In 44 Momentaufnahmen des modernen Großstadtlebens kehrt das Gedicht zum Leser zuruck; jenseits von poetischer Hermetik, aber auch von allen Klischees der trivialen Unterhaltungspoesie findet Politycki einen zeitgenossischen Ton - und das heißt nicht zuletzt: einen neuen Klang.