Studienarbeit aus dem Jahr 1999 im Fachbereich Sozialpadagogik / Sozialarbeit, Note: gut, Universitat Erfurt (Sozialpadagogik), Veranstaltung: Gewalt - Zur Problematik von Erziehungsinstitutionen, Sprache: Deutsch, Abstract: Aus historischer und aktueller Sicht gesehen zeigt sich, daß vor allem mannliche Jugendliche im Alter von 12 bis 20 Jahren gewaltformiges Verhalten aufweisen. Madchen dagegen befinden sich haufig eher unter den Opfern und nicht unter den Tatern. Diese Tatsache laßt sich dadurch erklaren, daß die Jungen schon in den ersten Lebensjahren keine direkte Person (ihres Geschlechtes) zum Anlehnen haben, es sei denn, der Vater hat genauso viel Zeit, wie die Frau und kann somit die positiven mannlichen Eigenschaften an den Jungen weitergeben. Dadurch herrscht meistens eine gewisse Beziehungslosigkeit der Jungen untereinander. Einen besten Freund, wie es bei den Madchen die beste Freundin ist, gibt es nur zu selten. Fur die Jungen zahlen Macht, Dominanz und Positionskampfe. Meist stammen die Jugendlichen aus den unteren sozialen Schichten, Armutsverhaltnissen oder sind verwohnte Muttersohnchen mit materiell eingestellten Eltern, die ihre verlorengegangene Zeit z.B. durch den Beruf und die dadurch ausbleibende Zuwendung und Liebe fur ihre Kinder mit Geschenken und Geld ersetzen. Fallstudien zeigen, '...daß Jugendliche aus diesen sozialen Zusammenhangen 'Trager' von gewaltformigen Verhaltensweisen sind, die als Ausdruck ihrer Alltagserfahrungen und von labilisierten Lebensverhaltnissen, von strukturellen Gewalterfahrungen und Integrationsproblemen in die Gesellschaft (...) begriffen werden konnen' (Hafeneger, 1994, S.11). In der modernen Industriegesellschaft ist der Übergang vom Kind zum Erwachsen schwieriger. Die gesellschaftlichen Institutionen, wie z.B. Familie, Beruf und Nachbarschaft bieten keine sozialen und biographischen Sicherheiten mehr. Die Aufgabe der Jugendphase ist es, neue Verhaltensweisen unter veranderten sozialstrukturierten Bedingungen zu suchen. Durch die Sozialstrukturierten Bedingungen werden Kinder und Jugendliche zu den Opfern. Sie erleben standig Gewalt durch die Familie, Gewalt durch die Schule, Gewalt durch die Medien und Gewalt durch die Gesellschaft. Die Grenze zwischen Opfern und Tatern ist fließend. Gewalttatige Jugendliche empfinden ihr Verhalten als 'normal'. Sie haben gelernt, daß in dieser Gesellschaft das Recht des Starkeren zahlt.