Nebel wallte uber die Hange, als Johanna vom Begrabnis des Großvaters heimkehrte. Sie stand nun allein im Leben und war noch keine Achtzehn. Das Dorf Winkl blieb im grunen Tal zuruck. Nur die wild schaumenden Wasser des Eisbachs begleiteten das junge Madchen bis hinauf zur heimatlichen Hutte. Schratthutte wurde sie genannt. Johannas Großvater war den Talbewohnern immer wie ein Waldschratt, ein sagenhafter Berggeist, erschienen. Als Johanna die kleine Stube betrat, uberkam sie noch einmal die ganze Trauer. Erst jetzt begriff sie, was sie verloren hatte. Um vor ihren Gefuhlen zu bestehen, machte sie sich an die Arbeit. Johanna befreite die angepflockten Geißen und zog mit der kleinen Herde zum Waldrand hinauf. Hier setzte sich das junge Madl ins Gras und schaute auf die Berggipfel, die zwischen ziehenden Wolken immer wieder auftauchten. Plotzlich schreckte Johanna zusammen und lauschte. Unter der Widderwand krachten zwei Schusse. Das Echo grollte wie Gewitterdonner. Johanna hatte viel von dem unbekannten Wildschutzen gehort, der das Gebiet um die Widderwand unsicher machte. Als der Abend aus dem Tal heraufdammerte, wollte die junge Hirtin mit ihrer Herde heimkehren. Da horte sie ein Stohnen, das aus dem dunklen Bergwald kam. Dicht vor ihr zerteilte jemand die Zweige und wankte ihr entgegen. Fast hatte Johanna aufgeschrien. Sie hatte den Burschen nie zuvor gesehen. Er hatte ein sonnenbraunes schmerzverzerrtes Gesicht und lebhafte dunkle Augen. Seine Hemdbrust war von Blut gerotet, und unter seinem Janker schaute der Lauf eines Kugelstutzens hervor. Johanna wunderte sich, dass der Bursch trotzdem nicht gefahrlich oder furchterregend wirkte. Sie vermisste das rußverschmierte Gesicht, an das sie bei E-Book 1: E-Book 2: E-Book 3: