Ein wesentlicher thematischer Mittelpunkt des Stückes liegt in dem Aufeinanderprallen der konflikthaften Wert- und Ordnungsvorstellungen zwischen den gegensätzlichen politischen Polen von Republik einerseits und Kaisertum oder monarchisch-tyrannischer Herrschaft andererseits. In diesem strukturbildenden Spannungsfeld orientieren sich die Charaktere mit unterschiedlicher Entschlossenheit zu der einen oder anderen Seite. Es finden sich keine komödienhaften Handlungselemente oder komischen Einlagen, die ansonsten für einen Großteil der Stücke Shakespeares charakteristisch sind. Auffällig ist darüber hinaus mit Caesar und Brutus als gleichgestellten Hauptfiguren vor allem die ungewöhnliche Existenz zweier tragischer Helden, die das spezifische Handlungsschema dieses Stückes in besonderer Weise prägt. Während die Handlung im ersten Teil des Dramas, in dem der Sturz und die Ermordung Caesars im Zentrum stehen, im Wesentlichen dem Modell der de-casibus-Tragödie folgt, wird das dramatische Geschehen im weiteren Verlauf, in dem Brutus als tragischer Held im Vordergrund steht, in erster Linie durch einen Gewissens- und Wertekonflikt bestimmt, dessen klassisches Muster sich bereits in der Antigone von Sophoklesfindet.