Das kapitalistische Weltsystem befindet sich in einer schweren, systemischen Krise, die eine okonomische und okologische Dimension aufweist. Doch anstelle eines globalen Aufbruchs, einer Suche nach Alternativen, verharteten sich nur die bestehenden Weltanschauungen und Ressentiments. Aufkommender Nationalismus, Krisenignoranz, blanker Hass auf Minderheiten, autoritare Tendenzen und stoisches Festhalten am Bestehenden pragen das gesellschaftliche Klima. Die offen zutage tretende Weltkrise des Kapitals fuhrt somit nicht zur Suche nach Systemalternativen, sondern zur ideologischen Verhartung in den Zentrumsgesellschaften des Weltsystems. Dieser Krisenprozess soll in diesem Sammelband unter dem Begriff der Krisenideologie in all seinen Facetten erhellt werden. Tomasz Konicz beleuchtet in diesem Buch die vielschichtigen Momente der um sich greifenden Krisenideologie, die das Festhalten am erodierenden Bestehenden ermoglicht und die eine fiebrige Sundenbocksuche mit der Naturalisierung der spatkapitalistischen Gesellschaftsordnung verknupft. Die Bandbreite der einzelnen Beitrage reicht dabei von der Analyse des krisenbedingt zunehmenden "Extremismus der Mitte", uber die Darstellung kulturindustrieller Phanomene wie des Dschungelcamps und des Zombie-Booms, bis zur Auseinandersetzung mit dem Verschworungsdenken oder dem KI-Boom der letzten Jahre. Der Überblick uber die unterschiedlichen ideologischen Reaktionen auf das Krisengeschehen macht dabei deutlich, wie diese es den Menschen ermoglichen, sich trotz Krise mit der bestehenden Gesellschaftsunordnung abzufinden. Ideologie sei vor allem Rechtfertigung, so der Autor in Anlehnung an die Kritische Theorie. Es ist das Bemuhen, etwas zu rechtfertigen, was nicht gerechtfertigt werden kann. Denn Krisenideologie tendiert letztendlich dazu, die Menschen mit dem drohenden, sich in der Weltkrise des Kapitals immer deutlicher abzeichnenden Kollaps des Zivilisationsprozesses abzufinden.