Lehrer? Deren Zeit lauft ab. Gelernt wird heute eigenstandig, beweglich, kreativ, weder Lehrern zuliebe noch nach Schablonen. So etwa klingt der Sirenengesang der "neuen Lernkultur". Wie sehr dieser Weg in die Irre fuhrt, zeigt die Streitschrift des Philosophen Christoph Turcke. Mit der Rolle der Lehrer stehen zugleich entscheidende politische und padagogische Grundeinstellungen zur Debatte. Wenn die Lehrer fur den Erhalt und das Ethos ihres Berufs wirklich kampfen, konnen sie eine Orientierungsdebatte auslosen, die an die Grundfesten der neoliberalen Welt ruhrt. Es geht um weit mehr als einen Schulstreit. Alles, was in Sach- und Fachkompetenzen nicht aufgeht, soll in der schonen neuen Lernwelt keinen Ort mehr haben. Menschen aber nur auf ihre Kompetenzen hin anzusehen, das heißt, sie wie Maschinen anzusehen. Lehrer zu Kompetenzbeschaffungsgehilfen zu reduzieren heißt, sie zu entwurdigen. Das mussen sie sich nicht bieten lassen. Sie sind zu ihrer Selbstdegradierung und -abschaffung nicht verpflichtet, wohl aber zur Ruckbesinnung darauf, was Lehren eigentlich ist.