»Hat nicht ein Jude Augen? Hat nicht ein Jude Hande, Gliedmaßen, Werkzeuge, Sinne, Neigungen, Leidenschaften?« so beschwort Shakespeares Shylock die Gleichheit der Menschen vor der Natur. Doch ein Blick in die Geschichte fuhrt vor Augen, dass diese Vorstellung ein Wunschdenken blieb. Der mittelalterliche Antijudaismus und der moderne Antisemitismus schufen Stereotype des judischen Korpers, die bis heute fortwirken. Ein wichtiges Thema im vorliegenden Band. Gleichzeitig aber geht es um mehr namlich um die innerjudische Sicht auf Leib und Leben. Auf systematische Weise wird erkundet, wie sich Vorstellungen und Praktiken des Korpers im Judentum im Laufe einer mehr als zweitausendjahrigen Geschichte wandelten und wie dies wiederum auf die nicht-judische Außenwelt gewirkt und damit das Bild vom judischen Korper in allen Facetten gepragt hat: den biologischen Korper und seine Teile, Nase, Haut und Haare, die Nacktheit und die Scham, Empfangnisverhutung, Sexualitat, Hygiene und Diatetik, den judischen Sport wie den Umgang mit Krankheit, Sterben und Tod, die Bestattungsregeln und die Hoffnung auf leibliche Wiederauferstehung. Es ist die erste umfassende anschauliche Darstellung von Leib und Leben im Judentum von den biblischen Quellen bis heute.