Libretti, von prominenten Literaten verfasst, entstehen in der Regel als Auftragsarbeiten: ein Theater, ein Komponist, ein Regisseur beauftragen einen Schriftsteller, eine sogenannte »Vorlage« fur eine Vertonung zu schreiben. Was sich, derart betrachtet, als zufalliges Zusammentreffen zweier Interessen gilt, gewinnt, bei naherer Betrachtung eine gewisse Notwendigkeit. Sie ergibt sich aus dem unbedingten Willen einer der beteiligten Seite, aus den unterschiedlichsten Grunden, sich auf eine schwierige, ungewohnte Kooperation einzulassen. Bei der Oper Noach von Sidney Corbett kam zu dieser Zusammenarbeit aufgrund einer bloßen Zeitungslekture: 1993 las der Komponist das Inhaltsreferat einer Erzahlung von Christoph Hein. »Das war im Jahr 1993. Zu dieser Zeit hatte ich nicht die geringste Absicht, eine Oper zu schreiben. Doch auf einmal horte ich eine Stimme in mir, die mir sagte, diese Geschichte konne der Stoff fur eine Oper sein. Ich schrieb Christoph Hein und fragte ihn, ob er sich vorstellen konnte, nach dieser Erzahlung ein Opernlibretto zu schreiben, was er mit einem zogerliche jein beantwortete.« Aus einer (einmaligen) Gelegenheit entstand ein (einmaliges) Kunstwerk.