Wer groß denkt und hoch hinaus will, landet eventuell im Über zur naheren Bestimmung dient dieses Heft. Michael Helming nimmt sich auf sprachspielerische Weise des Wortchens uber" an, wahrend Sarah Maria Lenk den Aufstieg und Fall dieses Germanismus im Englischen nachzeichnet. Fehlen darf naturlich nicht der Übermensch, den Schneidegger mitsamt eines linken Übermitleids behandelt, und russische Youtube-Philosophen wie Übermarginal", den Ewgeniy Kasakow vorstellt. Immer geht es uber bzw. um irgendwas, sogar in Zeitaltern ein Trend, den Marc Hieronimus beobachtet; derselbe eroffnet auch Überlegungen zu Serien uber irgendwas, die allen anderen uberlegen sind: Hieronimus pladiert fur Dylan Dog", Bernhard Horwatitsch fur die Sopranos und Vasile V. Poenaru fur Orphan Black". Eher in der klassischen Kunst ist Michael Helming unterwegs mit einer einzigartigen anatomisch-kulturgeschichtlichen Analyse der Putten und ihrer Flugel. Osman Hajjar erzahlt eine weitere Messingstadt-Geschichte nach, in der wir etwas uber die Überwindung des inneren Schweinehunds und das mußevolle Warten in der Überzeit lernen. Martin Kohler uberlegt in seiner Kolumne, wie oft das Wort uber" bei Rammstein vorkommt (und warum). Wieso dagegen die Bitte, Kaffee zu machen, eine patriarchale Überlegenheitsgeste ist, erklart Katharina Korting. Markos Hieronymos hat einen bislang unbekannten Platon-Dialog ubersetzt. Mit Bdolf, der wieder ein Propadeutikum liefert, uberwinden wir die Matrix bzw. Raum und Zeit, ehe es um das Sehen geht, das am besten von oben funktioniert: Bernhard Horwatitsch denkt uber Optik im konkreten und ubertragenen Sinne nach, Martin Kohler wird grundsatzlich grundgesetzlich zum Thema Überwachung und Wolfgang Schroder fuhrt in seinem letzten Essay den Gedanken des Seins als Gesehenwerden weiter und in die Tiefe.
Wie so oft eroffnen die Kurzestrezensionen, Aphorismen und der tragbare Gedanke mit trotzphilosophischen Miniaturen den hinteren Heftteil, der ansonsten ganz einer traurigen Pflicht gewidmet ist: Wir wurdigen unsere verstorbenen Kollegen Norbert Hildebrand und Wolfgang Schroder, dessen Lichtwolf-Beitrage Osman Hajjar zusammen mit Sokrates durchgesehen hat.