Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Politik - Politische Theorie und Ideengeschichte, Note: 1,0, Universitat Leipzig (Politikwissenschaft), Veranstaltung: Die Arbeitsgesellschaft im Fadenkreuz - Praktische Probleme und theoretische Losungen, Sprache: Deutsch, Abstract: Wahrend in griechisch-romischer Antike Arbeit und Freiheit einander ausschlossen, gilt heute den Nicht-Wohlhabenden der Ausschluss aus der Erwerbsarbeit als Verlust von Selbstbestimmung. Funktion und Wert von Arbeit sind abhangig von der Machtstreuung vs. -konzentration jeweiligenr Gesellschaften. Nicht-kapitalistische Machtstrukturen erzwingen Arbeit durch materielle Not bzw. außerokonomisch zum Zwecke der Sozialdisziplinierung. Kapitalismus ist zum Siege gelangt, wo Arbeit knapp und daher teuer - fur die Armen zum Modus der Teilhabe am Wohlstand - werden konnte. Zuerst erkannten Nietzsche und Lafargue, dass die aus Not zur Tugend gelogene 'Arbeitsmoral' die Arbeitenden in ihrem Kampfe um die Preissteigerung fur Arbeit nie mehr als hindern kann. Seit Keynes ist die Funktionsweise des Kapitalismus bekannt: Vollbeschaftigung ist Bedingung der Moglichkeit, damit Arbeit im Konflikt mit dem Kapital zu Verhandlungsmacht gelangen kann. Die von Marxisten ersehnten Krisen des Kapitalismus sind durch staatliche Maßnahmen und wohlfahrtsstaatliche Umverteilung prinzipiell politisch regulierbar. Aber wer offentlich der politokonomischen Aufklarung dient, befahigt auch deren Widersacher dazu, sich an ihr zu bilden, die Konter-Strategie entlang ihrer Erkenntnisse gegenlaufig auszurichten. Neoliberalismus lasst sich als politischer Anti-Liberalismus verstehen, offensiv gegen den Sozialstaat wie den gesamten Kulturbereich gerichtet, der mehr als nur boulevardeske Unterhaltung ist. Ob Schrumpfung des offentlichen Dienstes, Privatisierung kollektiver Guter oder Steuersenkungen fur Vermogende, letztlich geht es um die Steigerung ungleicher Verteilung finanzieller Verfugungsrechte. Dem korrespondiert die Zersetzung demokratischer Steuerung durch Entpolitisierung: Wenn es gelingt vermeintliche Sachzwange politisch glaubwurdig zu inszenieren, erscheint gleichgultig, welche Regierung angeblich nichts mehr zu entscheiden hat, weil sie den Haushalt konsolidieren musse etc. etc. Hohe Arbeitslosigkeit ist fur den Erfolg neoliberaler Strategie entscheidend. Sie spaltet die abhangig Beschaftigten in realiter machtlose Arbeitslose (sie konnen nicht einmal streiken) und angesichts der Arbeitslosigkeit verangstigte Arbeitende (die sich aller Forderungen enthalten). Arbeit und Lohn bleiben Verteilungsprobleme. Die Zukunft bietet die Alternativen, hinter den bewussten kapitalistischen Fortschritt zuruckzufallen oder auf dessen Grundlage das Otium der Edlen fur alle zu erkampfen.