Dass heutzutage noch jemand die Marchenprinzessin" Elise Polko (1823-1899) kennt, ist vermutlich eher die Ausnahme. In der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts allerdings war sie durch ihr kulturelles Handeln enorm prasent. Zunachst hatte sie in Leipzig unter Felix Mendelssohn Bartholdy eine Gesangslaufbahn eingeschlagen. Spater widmete sie sich als Schriftstellerin bekannten Personlichkeiten aus der Welt der Musik und erlangte gleich mit ihrem Debut, den Musikalischen Marchen (1852), ein großes Publikum.
Die vorliegende biografische Studie macht Elise Polko wieder sichtbar, wobei sie die Mobilitat verstanden als Bewegung und Beweglichkeit als kulturwissenschaftliche Perspektive einnimmt. Ihre Gesundheit, Vorbehalte gegenuber schreibenden Frauen, der Beruf ihres Mannes bei der Eisenbahn oder fehlendes Geld mogen Elise Polko eingeschrankt haben, sodass sie nicht immer mit losgebundenen Flugeln" unterwegs war. Letztlich entsteht aber das Bild einer bemerkenswerten, eigenstandigen und vor allem flexiblen Frau, die allen Umstanden zum Trotz am Musikleben des 19. Jahrhunderts partizipierte und dieses mitgestaltete, jedoch in einer werkzentrierten Musikgeschichtsschreibung bislang keine Rolle gespielt hat.