Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Politik - Internationale Politik - Allgemeines und Theorien, Note: 2,0, Eberhard-Karls-Universitat Tubingen (Poitikwissenschaften/Friedens und Konfliktforschung), Veranstaltung: Seminar: Einfuhrung in die Internationalen Beziehunge, 8 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Der durch Kenneth Waltz begrundete moderne Neorealismus ist eine Fortentwicklung der Realismustheorie von Hans Morgenthau, welcher diese 1948 erstmalig in Politics Among Nations formulierte. 1 Weder Realismus noch Neorealismus beanspruchen einen umfassenden Modellcharakter fur sich, der die Internationalen Beziehungen vollstandig erklaren konnte. Insbesondere Waltz erklart, dass es der einzige Anspruch seiner Theorie ist, '[to explain] a small number of big and important things.' 2 Tatsachlich lasst sich behaupten, dass es sich sowohl beim Realismus als auch Neorealismus um Akteurstheorien handelt, die das interstaatliche Verhalten, seine Grunde und Dynamik durch die Strukturen von Anarchie und Polaritat im internationalen Staatengefuge zu erklaren versuchen. Der Neorealismus steht somit in der Tradition des Realismus, ubertrifft ihn aber theoretisch: erklarte der Realismus Kriege durch die Natur des Menschen, halt der Neorealismus diese Erklarung nicht fur ausreichend. Kenneth Waltz als Hauptvertreter ging daher, anders als die Realisten, szientistisch vor: er wandte ein deduktives Verfahren und ging an die Erarbeitung von generellen Mustern in der internationalen Politik.3 Dies bedingte naturlich, dass der Neorealismus eine andere Analysekategorie verwendete, wollte er doch die Ursachen fur spezielle Ereignisse mit allgemeinen Gegebenheiten begrunden: diese Analysekategorie ist das internationale Staatensystem.4 Der Anspruch des Neorealismus, respektive von Waltz als herausragendem Vertreter, war somit die Begrundung einer systemischen Theorie. Dem Realismus hingegen ging es um eine reine Außenpolitiktheorie.5 Dies ist vielleicht auch aus der Entstehungsgeschichte dieser Denkschule heraus zu verstehen: Waltz' Anspruche und Vorgehen gehen aus einer Analyse seiner Kritik an anderen Theorien der Internationalen Beziehungen, unter anderem eben auch am Realismus selbst, hervor: die meisten Theorien, inklusive des Realismus, betrachteten die Außenpolitik eines Staates und fugten diese 'Außenpolitiken' dann zu einem detaillierten Ergebnis zusammen, aus dem sichallerdings keinerlei universell gultigen Aussagen ableiten ließen. Sein Anspruch ist es also eine schlanke Theorie mit allgemein gultiger Aussagekraft zu entwerfen.6