Nicht einen Schritt

Er ist Witwer. Und doch verheiratet. Inzwischen ist er alt. Er war sogar auf einer katholischen Klosterschule. Und dort war er Ministrant gewesen. Nein, er war kein Bigamist. Er hatte nur eine Protestantin kirchlich geheiratet, katholisch. Nach mehreren Jahren ließ er sich scheiden. Er war an die Falsche, eine Skrupellose geraten. Die katholische Kirche schloß ihn wegen der Scheidung von den kirchlichen Sakramenten aus. Doch im Kirchenrecht steht: Can. 1141 Die gültige und vollzogene Ehe kann durch keine menschliche Gewalt und aus keinem Grunde, außer durch den Tod, aufgelöst werden. Umbringen wollte er sie nicht, das hätte ihn in Konflikt mit dem Strafrecht gebracht. Zu Gewalt hat er nie geneigt. Das war und ist ihm wesensfremd. Von der Kirchensteuerpflicht schloß ihn die Amtskirche nicht aus. Da beruft sich die katholische Kirche auf das weltliche Recht, auf Artikel 2 Abs. 3 des Bayerischen Kirchensteuergesetzes. Das ist zwingendes Recht, ließ ihn der katholische Kirchsteuerbeamte wissen. Es gibt zweierlei Recht. Wie praktisch. Juristen sagen, Gerechtigkeit gibt es nur im Himmel, auf Erden wird Recht gesprochen. Wohl auch Kirchenrechtler. So verlor die finanzielle himmlische Glaubensgemeinschaft ein Mitglied und einen Steuerzahler. Sieht er heute auf diese Kirche und auf ihre Gesamtheit der Gläubigen, denen seit 1964 ebenfalls wie dem Papst Unfehlbarkeit zugesprochen wird, dann zweifelt er nicht an seiner getroffenen Entscheidung. Er hatte wieder geheiratet, aber nicht kirchlich. Eine tief gläubige Protestantin. Beide waren fast vier Jahrzehnte glücklich. Es geht auch so.

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