Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Geschichte Europa - Deutschland - Neuere Geschichte, Technische Universitat Berlin (Institut fur Geschichtswissenschaft), Veranstaltung: Nationsbildung in Deutschland vor der Reichsgrundung 1750 - 1870, Sprache: Deutsch, Abstract: Im 18. Jahrhundert zeigte die Aufklarung auf, dass die Geschlechterbilder als sozial konstruiert und damit veranderbar anzusehen sind; Frauen wurden daraufhin außerhalb des hauslichen Bereichs aktiv und waren journalistisch, kunstlerisch und wissenschaftlich tatig. Als Gegenbewegung suchten Philosophen und Padagogen die mannliche Machtposition wieder zu starken - ihre Vorstellung 'einer 'naturlichen Bestimmung des Weibes' zur 'Gattin, Hausfrau und Mutter' erlangte im Laufe des 19. Jahrhundert eine fast allgemein anerkannte Gultigkeit und korrespondierte mit der juristischen Schlechterstellung der Frauen'. Anfang des 19. Jahrhunderts erlangte außerdem die Idee der Nation eine neue Popularitat: Die antinapoleonischen Freiheitskampfen 1813-15 wurden als 'Volkskrieg' deklariert und damit unter das Zeichen der Nation gestellt. 1813 waren mehr als zehn Prozent der mannlichen Einwohner Preußens im Einsatz. Karen Hagemann hat aufgezeigt, dass die Vorstellung der Nation und der Naturlichkeit der Geschlechter im Denken der Zeitgenossen eine Einheit bildeten: 'Die nationale Identitat wurde von den Zeitgenossen geschlechtsspezifisch und die Geschlechtsidentitat in ihrer konkreten kulturellen Ausformung stets national gedacht.' In den antinapoleonischen Kampfen wurden von Frauen Vereine gegrundet, mit denen sie die eigenen Kampfer unterstutzten. Dies erscheint im Sinne der nationalistischen Vorstellungen, doch die Frauen erlebten Widerstand - wahrend des Krieges und besonders danach, der Großteil der Vereine beendete seine Existenz. Die Beteiligung des ganzen Volkes wurde im Namen der Nation gefordert und gleichzeitig wurden Frauen direkt und strukturell aus der Gesamtheit der Burger ausgeschlossen. In der aktuellen Forschung wird der emanzipative Anspruch der Frauenvereine betont, da sie eine Ausweitung der Handlungsmoglichkeiten von Frauen angestrebt und teilweise erreicht hatten. In dieser Arbeit soll uberpruft werden, inwieweit die praktische Arbeit der Frauenvereine als politische Bewegung gesehen werden kann: Auf welche Weise stellten sie ihre Arbeit unter das Schlagwort der Nation und welche Aspekte umfassten ihre Tatigkeiten? Welchen Stellenwert hatte dabei die 'Nation' als Antriebskraft, wie wichtig war ihnen eine Ausweitung ihrer Handlungsspielraume? Ein Blick auf die Zeitgenossen schließlich soll deren Motivation fur Unterstutzung und Kritik beleuchten.