Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediavistik, Note: 2.3, Universitat Regensburg (Ältere Deutsche Literatur), Veranstaltung: Heinrichs von Veldecke - Eneasroman, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit befasst sich mit dem Einfuß des Gotterwillens auf das Handeln der Protagonisten in Heinrichs von Veldecke 'Eneasroman'. Auf eine Analyse der Bruchstellen, welche Heinrichs Roman im Vergleich zu den beiden Vorgangerromanen, Vergils 'Aenaeis' und dem franzosischen 'Roman d Eneas' sicherlich aufweist, wird dabei verzichtet. Es soll vielmehr darum gehen, den Zusammenhang von hofischem Ehrenkodex und christlichem Weltbild des Mittelalters einerseits und dem Handeln der Charaktere des 'Eneasromans' andererseits Offenzulegen. Es soll bewiesen werden, das es Heinrich gelungen ist, aus einer an das Antike Weltbild - dessen Merkmal der Glaube an eine Unzahl von Gottern und ihr Schicksalhaftes Einwirken auf den Lebensweg der Menschen ist - angepassten Vorlage eine Handlungsfuhrung und Charaktere zu formen, deren Handeln fur die hofische Welt durchaus Vorbildcharakter hat. Diese Arbeit befasst sich demnach mit den Handlungsmotivationen der Figuren Eneas, Dido, Lavinia und Turnus. Da eine Untersuchung der Figur der Konigin daruber hinaus keine neuen Erkenntnisse liefert, wird ihre Rolle keine Beachtung finden. Fur diese Betrachtung kommt der Untersuchung der Minnehandlung zwischen Eneas und Dido und ihrem zustande kommen wahrend Eneas Aufenthalt in Karthago besondere Bedeutung zu, da diese in ihrem Ablauf im Gegensatz zu anderen Handlungstragenden Ereignissen des 'Eneasromans' beinahe ausschließlich gottlichem Einfluss unterliegt. Die Abschnitte 3.1-3.3 versuchen daher, das komplexe Zusammenspiel gottlichen Willens einerseits und der Fahigkeit des Individuums zur selbstbestimmten Entscheidung andererseits in Heinrichs 'Eneasroman' zu beleuchten. Der Blick auf die mythologischen Grundlagen des Romans und ihrer Bearbeitung durch Vergil werden beweisen, das es Heinrich hier mit einem Widerspruch seiner antiken Vorlage zum mittelalterlichen Weltbild seiner Zeit zu tun hatte, dessen vollstandige Auflosung ihm unmoglich bleiben musste. Der Anschließende Abschnitt 3.4 versucht dann, die Grunde hierfur Offenzulegen. Die Untersuchung der fur die Handlung des 'Eneasromans' so zentralen Gottergebote und ihrer Bewertung durch Eneas und seine getreuen sowie die Betrachtung der Figur des Turnus und der Minnehandlung zwischen Eneas und Lavinia werden zeigen, das Heinrichs Charaktere keineswegs Spielballe der Gotter sind, sondern vielmehr als eigenstandig handelnde Individuen die Erfullung ihres Schicksals besorgen.