"Wenn meine Mutter erzahlte, war das mein erster Unterricht in feministischer Ökonomie", sagt Mascha Madorin. Anschaulich wurde ihr dabei vor Augen gefuhrt, dass Arbeit nach Geschlechtern unterschiedlich geregelt ist und andere Zugange zur Macht ermoglicht. Ökonomie und Feminismus haben Mascha Madorin ein Leben lang nicht losgelassen. Vielerorts hat sie sich in politischen Bewegungen engagiert und zu einer alternativen Theorie und Politik beigetragen. Immer war sie fruh dran, als Pionierin.
In diesem Band werden ein Leben erzahlt und ein Werk vorgestellt. Durch die 68er-Bewegung politisiert, arbeitet Mascha Madorin in der Entwicklungszusammenarbeit. In Mosambik lehrt sie zwischen 1976 und 1980 in einem soeben unabhangig gewordenen Staat Politische Ökonomie und betreibt Feldstudien. Danach organisiert sie in der Schweiz jahrelang den Kampf gegen das Apartheid-Regime und fur ein demokratisches Sudafrika. Sie leitet Kampagnen und deckt die schamlosen wirtschaftlichen Beziehungen der Schweiz zum Apartheid-Staat auf. Sie ist die fruheste und kompletteste Kritikerin des Finanzplatzes Schweiz und tragt zur allmahlichen Abschaffung des Bankgeheimnisses bei.
Mit ihren Arbeiten ab 1995 wird Mascha Madorin eine Wegbereiterin der feministischen Ökonomie und einer neuen Analyse der Care-Ökonomie und deckt dabei blinde Stellen der Wirtschafts-
theorie und -politik auf.
Dieser Band lasst Mascha Madorin selbst zu Wort kommen. In einem grossen Interview schildert sie Herkunft und Entwicklung, ihre theoretischen Ansatze und Perspektiven. Annette Hug, Ueli Mader, Barbara Muller und Res Strehle wurdigen in einzelnen Beitragen ihre wichtigsten Arbeitsbereiche. Eine umfassende Bibliografie dokumentiert die vielfaltige publizistische und theoretische Tatigkeit. Der Band erscheint zum 70. Geburtstag von Mascha Madorin und gibt zugleich einen Einblick in die alternative politische Kultur der Schweiz.