Die »Silhouetten im Nebel« sind Timo Kollings naives und weltfremdes Erstlingswerk. Es ist das Tagebuch eines Einundzwanzigjahrigen, den es drangt, sein Gehen und Schauen, Fuhlen und Denken festzuhalten. Er, der mit einem in der Jugend publizierten Black-Metal-Magazin bereits ein gewisses Publikum gewonnen hat, sieht sich am Anfang seiner Autorschaft stehen und erkennt, daß die Zuruckgezogenheit in seinem Heimatdorf Veltheim an der Weser der Schutzraum ist, dessen er zur Verwirklichung seiner Aufgabe bedarf. »Ich glaube, daß ich gerade dabei bin, mich sehr zu verandern«, heißt es in den Aufzeichnungen, die den Zeitraum vom 4. September 1999 bis zum 2. Januar 2000 umfassen. Die Ankunft der dunklen Jahreszeit wird in eins gesetzt mit der Dunkelheit des Zeitalters und dem Nahen der Jahrtausendwende. Die Tagebucher Ernst Jungers, die Kolling in dieser Zeit liest, werden ihm zum Kraftquell und farben auch stilistisch auf ihn ab. Wiederkehrende Themen sind die stille Betrachtung der dorflichen Natur, nachtliche Traume, Gesprache mit Freunden, die langsame Annaherung an das Christentum, die Entfremdung von der Gegenwart, das Verhaltnis von Korper, Geist und Seele, sowie Initiation, Magie und Mannlichkeit. Fur die vorliegende Neuausgabe wurde der Text der Erstausgabe gekurzt und uberarbeitet. Es galt, eine Fassung herzustellen, die sprachlich den heutigen Anspruchen des Verfassers genugt, ohne an Ton und Inhalt der Erstfassung mit ihren Einseitigkeiten und wohl auch Irrtumern etwas zu andern.