Über die Entstehung seiner KZ-Gedichte erzählt Freudmann folgendes:
Sie sind im Lager selbst entstanden. Während ich mit einem Auge auf SS-Posten, Meister und Capo schielte, um nicht überflüssigerweise unbeobachtet zu arbeiten, und das andere Auge auf die Schaufel sah, ließ ich mein drittes, mein geistiges Auge in die Ferne schweifen, in Vergangenheit und Zukunft und so entstanden diese Gedichte bei der Arbeit, und abends, in einen Winkel gedrückt, kritzelte ich sie auf Zementsackpapier.
Sie haben mir über manche schwere Stunde hinweggeholfen. Ich zeigte sie einem Sanitäter, dem sie gefielen. Wir wurden Freunde. Er brachte mich als zweiter Revierschreiber unter. Von da an ging es mir besser. Ich ging nicht mehr auf die Baustelle und mußte meine Gedichte nicht mehr auf Zementpapier schreiben. Natürlich zeigte ich sie auch vielen anderen Kameraden begreiflicherweise nur heimlich.
Ich hielt sie in meinem Bett zwischen zwei Doppelbrettern versteckt. Aber eines Tages waren sie verschwunden. Wahrscheinlich hatte der Kamerad, der unter mir schlief, sie infolge des allgemeinen Papiermangels organisiert. So nannten wir das Klauen, bei dem man nicht erwischt wurde. Durch das öftere Vorlesen hatte ich sie halbwegs in Erinnerung behalten und konnte sie reproduzieren. Ich verlor sie noch ein zweitesmal in Buchenwald, als ich, an Flecktyphus erkrankt, ins Revier aufgenommen und mir alles zwecks Desinfektion abgenommen wurde. Angeblich hätte ich alles nachher zurückbekommen sollen. Ich habe aber nichts wiedergesehen, weder meine Zigaretten noch meine Gedichte
Durch sieben Lager und mindestens dreimal sieben Kontrollen, Leibesvisitationen, Bettdurchsuchungen habe ich sie geschmuggelt, und das war weder leicht noch ungefährlich