Diplomarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Kulturwissenschaften - Europa, Note: Sehr gut, Universitat Wien (Institut fur Wirtschafts und Sozialgeschichte), 161 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Wie gelangten junge Menschen an Musik bzw. an neu aufkommende Musikstile? Als nicht minder wichtig stellte sich die Frage heraus, wie neue Musikrichtungen von der jeweiligen dominanten Elterngeneration aufgenommen wurden und inwiefern diese eine Gefahrdung althergebrachter Werte und Normen bedeuteten. Anders formuliert: Wie wirkten sich die wechselnden politischen Verhaltnisse auf die Horgewohnheiten jugendlicher Musikliebhaber aus? Es war weiters von Interesse, ob Musik bereits in jenem fruhen Stadium der Kommerzialisierung ihren Einfluss als Distinktionsmittel der Jugend zur Abgrenzung gegen konkurrierende Jugendgruppen, Eltern oder politische Systeme geltend machen konnte. Ein ausgiebiger Ruckblick auf die Entwicklungsgeschichte von Grammophon, Schallplatte und Radio soll verdeutlichen, wie bahnbrechend sich diese Erfindungen auf die Musikrezeption auswirkten. Plotzlich konnte zu jeder beliebigen Zeit und an jedem beliebigen Ort die bevorzugte Musik gehort werden. Erstmals etablierte sich ein Markt, der Musik zum Massenkonsumgut machte, das im Laufe der Zeit fur immer breitere Bevolkerungsschichten zuganglich wurde. Dem Jazz und seiner Entwicklungsgeschichte wurde deshalb viel Platz eingeraumt, da es sich um die erste massenkompatible Unterhaltungsmusik der westlichen Welt handelte. Lange bevor Rock'n'Roll die Nachkriegsjugend 'befreite', sorgten jazzahnliche Klange und dazugehorige Modetanze aus Amerika fur Wertediskussionen. Da Österreich Anteil an der technischen Entwicklung des Radios hatte, wurde versucht, nach einer kurzen historischen Einfuhrung, anhand einer Darstellung des osterreichischen Senderausbaus und der Teilnehmerzahlen die Breitenwirkung des neuen Mediums zu ermitteln. Kulturpolitische Maßnahmen der Nationalsozialisten waren von besonderem Interesse, da sie das Musikleben der Jugend außerordentlich pragten. Wie gezeigt werden wird, ließen sich Jazz und Swing auch unter der nationalsozialistischen Diktatur nicht ausloschen und entwickelten sich zum Kennzeichen des Protests der Swing-Jugend und Schlurfs. Sofort nach der Befreiung Österreichs durch die Alliierten Truppen begann sich eine osterreichische Musikszene zu entfalten. Starken Einfluss ubte auf Anhieb die amerikanische Besatzungsmacht aus, deren beispielloser Propaganda von den restlichen Besatzungsmachten nichts entgegenzusetzen war. Amerikanische Soldatensender in und um Österreich herum spielten jene Musik, die sieben Jahre lang zuruckgedrangt wurde.