Mit seinem Geschichtsromanzyklus "Amazonas", dessen Handlung eine Zeitspanne von rund Vierjahrhunderten umfasst von den Ereignissen rund um die Eroberung Sudamerikas im 16. Jahrhundert bis hin zu der Zeit des pranationalsozialistischen Deutschlands , fuhrt Alfred Doblin den Leser auf eine Reise durch die verschiedenen Phasen der Entwicklungsgeschichte der menschlichen Zivilisation. Claudia Cippitelli liest Doblins Geschichtsdarstellung als durchgehendes Wandeln des Mythischen und zeigt die Art und Weise, wie diese Evolution des Mythischen auf formaler Ebene realisiert wird. Durch die Untersuchung der textimmanenten Romanpoetik setzt sie sich zum Ziel, die Merkmale und Grundpfeiler der Geschichtsphilosophie festzulegen, die "Amazonas" implizit sind. Dabei steht im Mittelpunkt ihrer Arbeit die Auffassung, dass Doblin durch seine dichterische Darstellung der Weltgeschichte uber den Anspruch der Zivilisation reflektiert, eine Wahrheit zu stiften und uber die Gewalt, die auf derBasis dieses illusorischen Wahrheits- und Objektivitatsanspruches erzeugt wird.