Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2, Albert-Ludwigs-Universitat Freiburg, Veranstaltung: Proseminar: Neuere deutsche Literaturgeschichte - Arthur Schnitzler, Sprache: Deutsch, Abstract: 1.Einleitung Arthur Schnitzlers Novelle 'Leutnant Gustl' zeigt uns in einem sich durch den gesamten Verlauf ziehenden inneren Monolog des gleichnamigen Helden dessen verworrene innere Gefuhls- und Gedankenwelt, die durch einen augenscheinlich banalen Vorfall vollig aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Er gerat in eine Lage, die es ihm nicht ermoglicht diesen Konflikt wie bisher gewohnt zu losen. Bei L.G. handelt es sich um einen Mann, der bisher, bestimmt durch seine Militarlaufbahn und deren engumrissene Regeln und Normen, gewohnt war, Konflikte in einem vorgegebenen Kontext und mit fur alle verbindlichen Mitteln, wie z.B. das Duell bei Ehrverletzungen, auszutragen. Außerhalb seiner gewohnten Normen und vorgegebenen Richtungen ist er nicht in der Lage eine fur ihn kritische Situation zu bestehen. Die logische Konsequenz dieser Unfahigkeit ist, dass er die einzige Moglichkeit seine Militarsehre zu retten darin sieht, sich selbst zu toten. An strenge Ordnung gewohnt, plant L.G. auch seinen Selbstmord penibel genau und legt auf die Minute den Zeitpunkt fur seinen Freitod fest. Der Leser hat wahrend der Zeit des Wartens die Gelegenheit, L.Gs. Gedankengange mitzuverfolgen. Dabei erkennt man, dass L.G. sich nicht nur im Rahmen seiner Normen und Regeln bewegt, sondern gleichermaßen triebhafte Kognitionen hat, die sich fast ausschließlich auf Frauen und sexuelle Geluste beziehen. In meiner Arbeit mochte ich verdeutlichen, dass es sich bei L.G. um einen eher fragwurdigen Helden handelt, der eigentlich nie authentisch ist, weil er sich ausschließlich an den vorgegebenen Normen und Richtlinien orientiert. Er knupft seine Ansichten und Lebenseinstellungen an die seiner Kameraden und Vorgesetzten und der außere Schein und Status sind ihm wichtiger als seine Individualitat und eigene Identitat. Zum anderen mochte ich mich auch mit seiner Triebhaftigkeit auseinandersetzen, die, oberflachlich betrachtet, nicht in sein von Normen gepragtes Leben passt, aber bei genauerer Betrachtung teilweise sogar Kongruenzen aufweist. Schnitzler wahlt fur die Darstellung dieser Thematik den fur seine Zeit innovativen Inneren... [...]