Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Politik - Internationale Politik - Thema: Europaische Union, Eberhard-Karls-Universitat Tubingen, Veranstaltung: Europaische Integration: Theorien und Forschungsfragen, 28 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: In der vorliegenden Hausarbeit befasse ich mich mit der Frage, welche politisch-historischen Grundlagen vorhanden sind, die eine Ausrichtung der EU auf das Leitbild des supranationalen Bundesstaats oder alternativ des lockeren Staatenbunds erkennen lassen. Ich konzentriere mich dabei auf institutionelle Neuerungen und Vertragswerke, die diese Neuerungen bewirkten, sowie auf Ideen und Konzeptionen, die in der Geschichte Europas nicht genugend Unterstutzung zur Durchsetzung fanden. Die Analyse wird im Rahmen der foderalen Integrationstheorie geschehen, welche den europaischen Einigungsprozess als einen stufenweise voranschreitenden Kompetenztransfer von der Subebene auf die ubergeordnete Ebene betrachtet, der - nach dem Modell des kooperativen Foderalismus - von einer Beteiligung der Subebene am Entscheidungsfindungsprozess der ubergeordneten Ebene begleitet wird. In einem ersten Teil werde ich den Sinn von Konzepten begrunden und den Begriff der Europaischen Integration in Abgrenzung zu dem der Europaisierung definieren. Der zweite Teil befasst sich mit dem Begriff des Foderalismus, wobei auch auf die verschiedenen Verstandnisarten hingewiesen wird, die innerhalb der Staatengemeinschaft existieren. Es werden des Weiteren die historische Herkunft seiner Merkmale benannt und die Bandbreite foderaler Organisationsformen anhand von Schultzes bipolarem Kontinuum dargestellt. Im dritten Teil untersuche ich, chronologisch vorgehend, die Entwicklung der EU und ihrer Vorlauferorganisationen entlang der sich gleichzeitig herausbildenden und wandelnden Foderalismustheorie. Die Frage, ob die EU in ihrem heutigen Zustand eher einem lockeren Staatenbund oder einem supranationalen Bundesstaat gleicht, muss mit einem 'weder noch' beantwortet werden. Ich wurde sie als 'Staatenbund plus X' bezeichnen, wobei 'X' fur die foderalen Zusatze steht, wie sie sich auch bei Bundesstaaten wie Deutschland oder den USA finden. Die Leistung der foderalen Integrationstheorie besteht meiner Meinung nach weniger in ihrer Erklarungskraft fur die Motivationen, welche die Integration herbeigefuhrt haben, als in ihrer nachtraglichen Einordnungsfunktion in ein Raster bereits bekannter politischer Organisationsformen und Handlungsweisen. Ich werde fur eine Kombination der neofunktionalen, intergouvernementalen und foderalen Ansatze pladieren, da die Integrationsgeschichte der EU Phasen aufweist, denen eine eng konzipierte Foderalismustheorie nicht gerecht wird.